BZ Basel, Bericht

Die Süsswaren-Mafia räumt die Konkurrenz aus dem Weg

An der Herbstmesse stammt der Grossteil des Magenbrots aus einer Bäckerei in Luzern. Doch das ist nur der Beginn der Geschichte. Laut einem Rheintaler Magenbrotproduzenten haben es kleine Betriebe schwer, sich gegen den Marktführer durchzusetzen.

Marcel Rohner ist nicht irgendjemand, wenn es um Magenbrot geht. Der Rheintaler Magenbrotproduzent ist Marktleader im Premium Segment, einziger Magenbrotbäcker mit eigenen Ständen und einer der wenigen in der Marktfahrerszene, der kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es um Missstände geht. Vor Wochenfrist klärte er in der bz darüber auf, dass ein Grossteil des Magenbrots an der Basler Herbstmesse von ein und demselben Hersteller aus der Innerschweiz stammt. Ohne dass es deklariert würde. Es sei etwas anderes, wenn ein lokaler Bäcker sein Magenbrot nur während der Herbstmesse an einem Stand anbiete, aber bei den professionellen Marktfahrern gäbe es nahezu an jedem Stand dieselbe Ware aus derselben Bäckerei.

Nun legt er nach: Dass der Kunde über die Herkunft des Magenbrotes getäuscht wird, ist nicht nur ein Problem an der Basler Messe. In der ganzen Schweiz preisen Markt-Confiserien Magenbrot unter Ihrem Eigennamen an, und das am Markt in Schaffhausen und Baar genauso, wie an der Olma in St. Gallen, am Albanifest oder am Sechseläuten in Zürich. Gegen diesen «Lug und Betrug» vorzugehen wäre schwierig, denn «man müsste dagegen in jedem einzelnen Kanton, gegen jeden einzelnen Magenbrotverkäufer Prozesse führen», so Rohner.

Ausflug nach Basel gescheitert

An der Olma hat Rohner sozusagen ein Heimspiel. Dort funktioniere das Angebot auch, da er sich nie gegen andere Anbieter gewehrt habe. Ganz anders sehe die Situation aber in Basel aus: «Wir hatten für Basel bereits einmal eine mündliche Zusage, erhielten dann aber eine schriftliche Absage. Ich gehe davon aus, da hat jemand seinen Einfluss spielen lassen.» Für Rohner ist klar: «Man will uns als grosse Konkurrenz dort eben nicht sehen, und wenn, dann auf dem «Abstellgeleise», am Rande des Anlasses, wo man uns so hinstellt, dass man eben nicht mehr als Konkurrenz dasteht.»

Dieser Darstellung widerspricht der Leiter der Abteilung Messen und Märkte im Basler Präsidialdepartement, Daniel Arni, klar: «So etwas wie mündliche Zusagen gibt es nicht. Zu- und Absagen erfolgen immer schriftlich.» Bei 1000 Bewerbungen und rund 500 Standplätzen gebe es naturgemäss Enttäuschungen. Dass die Marktfahrerei ein raues Geschäft ist, daran stört sich Rohner nicht. Das sei schon so gewesen, als sein Vater den mittlerweile 55 Jahre alten Betrieb geführt hatte und als Funktionär der Marktfahrer tätig gewesen sei. Damals wurde der Kampf um Standplätze – nicht nur bei den Süsswarenhändlern – wenn es sein musste auch mal handgreiflich ausgetragen. Die jüngere Generation wolle es sich aber nicht mehr bieten lassen, ausgeschlossen zu werden. Man habe innovative, hochqualitative Produkte. Im Falle Rohners Magenbrot, das er bis nach Dubai exportiert und das bereits mehrfach ausgezeichnet wurde – und unter anderem die Zertifikate «Swiss Garantie» und «Culinarium» trägt.

Schweizweite Absprachen

«Das Spiel ist an der Herbstmesse, am Zürcher Sächsilütte und am Zibelemärit in Bern dasselbe. Die alteingesessenen Platzhirsche verhindern, dass andere Anbieter einen Standplatz bekommen.»

Er könne ohne die Herbstmesse leben, sagt Rohner, auch wenn er keinen Hehl daraus macht, dass er gerne nach Basel käme. Vor allem aber gehe es ihm um Offenheit und Transparenz. Und die werde derzeit bei den Marktfahrern noch zu klein geschrieben.